Kurzfassung: In diesem Artikel lernst du, welche Breiten Rollstühle haben (Sitzbreite und Gesamtbreite), wie du die richtige Breite auswählst, welche Normen und Türmaße du beachten musst, typische Breiten nach Rollstuhltyp und praktische Tipps zum Messen. Ideal für Betroffene, Angehörige, Architekt:innen und alle, die barrierefrei planen möchten.
Warum die Frage „wie breit ist ein Rollstuhl“ wichtig ist
Die Rollstuhl Breite entscheidet darüber, ob du bequem sitzt, wie gut du durch Türen kommst und wie viel Platz du in Wohnung, Bad oder Auto brauchst. Falsche Annahmen führen zu Frust — deshalb ist es wichtig, realistische Maße zu kennen und bei Planung/Einbau zu berücksichtigen.
Standard-Maße — Sitzbreite vs. GesamtbreiteSitzbreite (SB)
Die Sitzbreite ist das wichtigste Maß für Komfort. Sie wird üblicherweise so gewählt, dass sie der Hüft-/Beckenbreite plus ca. 2–4 cm Raum pro Seite entspricht (Faustregel: Gesäßbreite + 4 cm insgesamt). Das sorgt dafür, dass der Rollstuhl nicht zu eng sitzt und trotzdem kein unnötig großer Stuhl gewählt wird.
Gesamtbreite (GB)
Die Gesamtbreite bezeichnet die äußerste Breite des Rollstuhls (inkl. Räder, Armlehnen, Rahmen). Als grobe Faustregel gilt:
Gesamtbreite ≈ Sitzbreite + 18–26 cm, je nach Modell (manuelle Standardrollstühle oft zwischen ~65–75 cm Gesamtbreite). Für Standard-Rollstühle werden häufig Gesamtbreiten um 70 cm genannt.
Typische Breiten nach Rollstuhl-Kategorie (Tabelle)
Wichtig: Herstellerangaben weichen ab — immer das konkrete Modell messen oder in der Produktbeschreibung prüfen.
DIN-Normen und bauliche Vorgaben (Platzbedarf & Türen)
DIN 18040 und Platzbedarf
Für barrierefreies Bauen gibt die DIN 18040 Bewegungsflächen an: Mindestflächen zum Wenden sind z. B. 150 × 150 cm; Durchgangs- oder lichte Türbreiten sollten mindestens 90 cm betragen, empfohlen werden 100 cm oder mehr, damit Standard-Rollstühle mit etwas Spielraum bequem passieren können. Wer sicher gehen will, plant Türen ≥ 100 cm.
Praxisregel für Türbreite
Wenn du weißt, dass ein Rolllstuhl eine Gesamtbreite von z. B. 70 cm hat, dann sollte die Tür mindestens 20–25 cm breiter sein, damit das Manövrieren ohne Kollision möglich ist. Empfohlen: lichte Breite ≥ 90–100 cm.
Wie misst man richtig? Schritt-für-Schritt-Anleitung
- Sitzbreite bestimmen: In sitzender Position die breiteste Stelle des Beckens messen (am Sitzknochen/äußeren Beckenkamm). Ergebnis + 2 cm (enger Sitz) bis +4 cm (komfortabler) = empfohlene Sitzbreite.
- Sitzhöhe messen: Knie- bzw. Unterschenkellänge messen; beachten, ob Fußstützen verstellbar sein müssen.
- Gesamtbreite prüfen: Herstellerangabe für „Breite (B)“ heranziehen — sie nennt die Gesamtbreite inklusive Räder. Wenn nicht vorhanden, addiere zur Sitzbreite + ca. 18–26 cm.
- Tür- und Gangmessung: Messen der engsten Tür oder Durchgangsbreite zuhause; ggf. Markierungen am Boden für Wendekreise (150 cm) prüfen.
Tipps für verschiedene Lebenssituationen
Kleine Wohnung / schmale Türen
- Wähle einen schmalen Rollstuhl (Gesamtbreite 58–62 cm) oder einen faltbaren Leichtgewichtstuhl.
- Überprüfe, ob du Türstöcke entfernen oder Schiebetüren einbauen kannst (platzsparend).
Innen + Außennutzung
- Für häufige Außenfahrten (Bordsteine, Wege) eignen sich etwas breitere Reifen/Chassis; für enge Innenräume lieber ein schmales Modell. r
Elektro-Rollstuhl: Breite bedenken
- Elektrorollstühle variieren stark; prüfe unbedingt die Fahrzeugmaße vor Kauf (Straßenverkehrsordnung spielt für E-Rollstühle eine Rolle, wenn sie im öffentlichen Verkehr genutzt werden).
Häufige Fehler vermeiden (Do’s & Don’ts)
Fehler 1: Nur Sitzbreite schauen — vergesse nicht die Gesamtbreite mit Rädern/Armlehnen.
Fehler 2: Türen nicht messen — die engste Tür entscheidet oft, ob ein Rollstuhl überhaupt reinpasst.
Fehler 3: Zu groß kaufen „für alle Fälle“ — unnötig breite Stühle schränken Mobilität in engen Umgebungen ein.
Fehler 4: Elektrorollstuhl-Maße unterschätzen — E-Rollstühle können deutlich breiter sein als manuelle.
Praxisbeispiele
- Beispiel A: Anna hat eine Hüftbreite von 40 cm → Sitzbreite empfohlen 44 cm. Bei +20 cm kommt sie auf Gesamtbreite ~64 cm — passt durch Standardwohnungstüren (≥ 80–90 cm).
- Beispiel B: Klaus will einen Elektro-Rollstuhl für Outdoor → Sitzbreite 50 cm, Modell hat Gesamtbreite 82 cm → muss prüfen, ob Fahrzeugstellplatz und Hauseingang ≥ 90 cm sind.
Kaufcheckliste — was du vor dem Kauf prüfen solltest
- Gemessene Hüftbreite + gewünschte Komfortzulage (2–4 cm).
- Herstellerangaben: Gesamtbreite (B), gefaltet (falls relevant), Sitzhöhe, Sitzhöhe mit Kissen.
- Wendekreis / Wendefläche für die Wohnung (150 × 150 cm empfohlen).
- Bei E-Rollstühlen: Zulassung/Beleuchtung für öffentlichen Verkehr beachten.
FAQs — Kurz & bündig
F: Wie breit ist ein Standard-Rollstuhl?
A: Viele Standardrollstühle haben eine Gesamtbreite um 70 cm, Sitzbreiten typischerweise 40–51 cm. Abweichungen je nach Modell möglich.
F: Welche Türbreite brauche ich mindestens?
A: Für Barrierefreiheit möglichst ≥ 90–100 cm; DIN empfiehlt mindestens 90 cm. Für Begegnungsflächen und Wenden 150 × 150 cm einplanen.
F: Wie messe ich die Sitzbreite korrekt?
A: In Sitzposition die breiteste Stelle des Beckens messen und 2–4 cm hinzurechnen.
F: Sind E-Rollstühle breiter als manuelle?
A: Ja — E-Rollstühle sind sehr variabel; manche sind schmal (52 cm), andere bis ~94 cm breit. Vor Kauf Maße prüfen.
Fazit — Kurz zusammengefasst
Es gibt keine einheitliche Zahl auf die Frage „wie breit ist ein Rollstuhl“ — die Antwort hängt von Sitzbreite, Modelltyp und Zusatzteilen ab. Merke: Sitzbreite messen → Komfortzuschlag → Hersteller-Gesamtbreite prüfen → Tür-/Platzsituation zuhause abgleichen. Bei Unsicherheit: Herstellerdatenblätter ansehen oder Sanitätshaus zur Vermessung aufsuchen
